Veranstaltungsort: OFFENES HAUS, Rheinstraße 31
Eintritt frei
Abendveranstaltung mit Vortrag von Dr. Beate Kosmala (Historikerin, Berlin)
Der ehemalige Major Karl Plagge, 1897 in Darmstadt geboren, studierte nach dem Ersten Weltkrieg an der Technischen Hochschule Darmstadt. Er arbeitete in den 1930er Jahren als Ingenieur bei der Firma Otto-Hesse-Werke und leitete nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion einen Kfz-Reparaturbetrieb der Wehrmacht im litauischen Wilna. Dort arbeiteten neben deutschen Soldaten auch polnische und jüdische Zwangsarbeiter. Letztere wurden täglich unter SS-Kontrolle aus dem Wilnaer Ghetto, später aus einem besonderen Arbeitslager zu ihrer Arbeitsstätte gebracht. Der Informationsaustausch in dem Netzwerk der Überlebenden, die in diesem Reparaturbetrieb gearbeitet hatten, brachte zu Tage, dass Karl Plagge jüdischen und polnischen Zwangsarbeiter*innen Schutz gewährt und schließlich mehr als 250 Jüdinnen und Juden das Leben gerettet hatte. Dieses Rettungsverhalten kam zwar 1948 in einem Entnazifizierungsverfahren, dem sich Karl Plagge als ehemaliges Parteimitglied stellen musste, zur Sprache, blieb jedoch fünfzig Jahre lang unbekannt. Auf der Grundlage ihrer eigenen Rettungserfahrung beantragten die Überlebenden mit Erfolg bei der israelische Gedenkstätte Yad Vashem, den 1957 verstorbenen Karl Plagge posthum als „Gerechter unter den Völkern“ auszuzeichnen. Diese Ehrung erfolgte 2005 in Jerusalem, auch die Wissenschaftsstadt Darmstadt ehrte ihn gemeinsam mit von ihm Geretteten im April 2005.
Die von der Darmstädter Geschichtswerkstatt erarbeitete Karl-Plagge-Ausstellung kann vom 01.07. bis 22.07. (Mo - Do 10 - 17 Uhr, Fr 10- 13 Uhr) im Offenen Haus besichtigt werden.
Veranstalter Darmstädter Geschichtswerkstatt e.V.