Literaturhaus, Vortragssaal
Gespräch, LesungEintritt frei, Spenden willkommen
Als Heranwachsender erlebte Szczypiorski (sprich: Schtschipiorski) in Warschau den alltäglichen Terror der Nazi-Truppen und „konvertierte“, wie er es formulierte, zur Literatur. In den „Buddenbrooks“ fand er die „echten Deutschen“. 1943 sah er, wie das jüdische Ghetto in Flammen aufging, 1944 war er beteiligt am Warschauer Aufstand und wurde ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Nach dem Krieg kehrte er nach Warschau zurück und begann zu schreiben. Die antisemitischen Hetzkampagnen und die Vertreibung von zwanzigtausend Juden aus Polen 1968 führte zu einer Distanzierung vom kommunistischen Regime. 1971 erschien sein Roman „Eine Messe für die Stadt Arras“, eine Parabel über ein Judenpogrom im Mittelalter. Anschließend publizierte er nur noch im Untergrund. 1981, während des Kriegsrechtes, wurde er für mehrere Monate interniert. Mit „Die schöne Frau Seidemann“, einem zu einer kleinen „Comédie Humaine“ geweiteten Roman über Warschau im Zweiten Weltkrieg, avancierte er zu einem international anerkannten Bestsellerautor. 1989 vertrat er als Mitglief von Solidarnóć eine Woiwodschaft. Immer wieder fragt er sich, was wichtiger sei, „die Träne eines Kindes oder die gesamte Weltliteratur“.
In der Begründung zur Verleihung des Nelly-Sachs-Preises 1989 heißt es:
Der große Erzähler Andrzej Szczypiorski zeigt, daß große Werke der Weltliteratur wie „Die schöne Frau Seidemann“ und „Eine Messe für die Stadt Arras“ nicht im Elfenbeinturm entstehen; wichtige Einsichten eines Schriftstellers und politisch Handelnden in einer Zeit des Umbruchs in Osteuropa.
Veranstalter Elisabeth-Langgässer-Gesellschaft und Gesellschaft zur Pflege und Verbreitung deutschsprachiger jüdischer Dichtung e. V. und Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e. V.